Kategorie: Arbeitswelt | Lesedauer: 04 min | veröffentlicht am 08. März 2024
Zielgruppe: Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen
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Was bedeutet Brain Drain?
Das englische Wort „Brain“ bedeutet wörtlich „Gehirn“, „Drain“ bedeutet „Abfluss“. Sinngemäß bedeutet Brain Drain Talentabwanderung, -flucht oder -schwund. Es geht also um das Problem, das gut ausgebildete Fachkräfte abwandern.
Oft wandern dabei Spezialist:innen eines Landes ins Ausland ab. Allerdings können die Spezialist:innen auch innerhalb eines Landes in andere Regionen umziehen oder einfach den Betrieb oder die Branche wechseln. Auch dann verliert jemand dieses Talent und ist vom Brain Drain betroffen.
Was sind die Gründe für Brain Drain?
Die Gründe für Brain Drain dafür können vielseitig sein:
- Besseres Arbeitsumfeld im Ausland
- Bessere Bezahlung
- Bessere Forschungsbedingungen
- Höherer Lebensstandard
- Bessere Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten
- Bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
- Stabilere politische oder gesellschaftliche Lage im Ausland bzw. instabile Situation im Heimatland
- Informationsfreiheit und Pressefreiheit
- Diskriminierung im Heimatland
- Wirtschaftskrisen und/oder Armut im Heimatland
Folgen von Talenteabwanderung
Für den Betrieb, die Branche oder das Land bedeutet Brain Drain, dass wichtige Arbeitsleistung und Wissen verloren geht. Immer wieder klagen auch hierzulande Unternehmen und ganze Branchen über den Fachkräftemangel. Sie finden also keine qualifizierten Arbeitskräfte, um ihre offenen Stellen zu besetzen.
Folgen für Betriebe und Wirtschaft
Kann ein Arbeitgeber die offenen Stellen nicht mit entsprechend qualifiziertem Personal besetzen, entstehen dadurch natürlich Probleme:
- Möglicherweise können Aufträge nicht angenommen bzw. umgesetzt werden, weil eben die Fachkräfte dafür fehlen.
- Außerdem steigt die Arbeitsbelastung der bestehenden Mitarbeiter:innen.
- Die Arbeitsbedingungen werden also wiederum schlechter, was ja bereits Mitarbeiter:innen zu anderen Unternehmen getrieben hat.
- Die Qualität der Arbeit, des Produkts oder der Dienstleistung leidet.
- Darunter leidet natürlich die Kundenzufriedenheit und früher oder später gewiss der wirtschaftliche Erfolg.
- Betrifft das mehrere Unternehmen oder Branchen, leidet natürlich die gesamte Wirtschaft darunter.
Gesamtgesellschaftliche Folgen von Brain Drain
Doch nicht nur für einzelne Unternehmen hat der Mangel an Fachkräften Auswirkungen, sondern unter Umständen die gesamte Gesellschaft.
In Österreich gibt es zum Beispiel bereits heute zu wenig Pflegepersonal. Medien berichten über gesperrte Stationen in Krankenhäusern, für Untersuchungen, Operationen oder einen Platz im Pflegeheim gibt es teils lange Wartelisten.
Und das Problem wird größer werden: Österreich braucht bis 2050 50.000 zusätzliche Pflegekräfte, warnt die Gesundheit Österreich GmbH. Fehlen diese, leidet die gesamte Gesellschaft darunter. Genauso bei Ärzt:innen, Lehrer:innen und anderen Berufen.
Was bedeutet „Brain Gain“?
Die Regierung will deshalb auch auf „Brain Gain“ durch Fachkräfte aus dem Ausland setzen. Das ist die andere Seite der Medaille. Wörtlich übersetzt bedeutet das wiederum „Gehirn“ und „Gewinn“. Die neuen Arbeitgeber:innen, Regionen oder Länder freuen sich über gut ausgebildete und intelligente Fachkräfte. Wirtschaft und Politik wollen natürlich auf dieser Seite stehen.
Wie können wir das Problem lösen?
Doch, nur auf der richtigen Seite zu stehen löst das Problem nicht. Es trifft nur andere! Es gebe einen anderen, nachhaltigeren Lösungsansatz für die Folgen von Brain Drain:
- Die Arbeitsbedingungen verbessern und
- die Fachkräfte im Land halten bzw.
- für die Gesellschaft wichtige Berufe attraktiver machen. Durch
- höhere Gehälter,
- Arbeitszeitverkürzungen,
- Erschwerniszulagen oder
- Förderungen bei den Ausbildungen.
Das würde vor allem der Region helfen. Denn die Arbeitnehmer:innen profitieren ohnehin bereits, auch wenn sie dafür Arbeitgeber:in, Region, Bundesland oder den Kontinent wechseln müssen. Wie die Entwicklung des Brain Drain bzw. Gain zeigt, sind Arbeitgeber:innen schon jetzt durchaus bereit, ihnen bessere Arbeitsbedingungen anzubieten.
Grundsätzlich stärkt der Fachkräftemangel und der damit einhergehende sogenannte War of Talents (Kampf um die Talente) bereits die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer:innen. Wollen Unternehmer:innen ihren Betrieb aufrechterhalten und wirtschaftlich führen, müssen sie die notwendigen Arbeitskräfte für sich gewinnen und dafür attraktive Arbeitsbedingungen bieten.
Fachkräftemangel: Deine Mega-Vorteile als Bewerber:in
„Brain Overflow“ und „Brain Waste“ beachten und vermeiden
Außerdem wichtig in Bezug auf Brain Drain und „Brain Gain“ sind zwei verwandte Phänomene:
- „Brain Overflow“ und
- „Brain Waste“.
„Brain Overflow“ bedeutet, dass es einen „Überfluss“ an Talenten gibt. Wenn also mehr Spezialist:innen ausgebildet werden, als es Jobs für sie gibt. Finden die Fachkräfte keine Anstellung, wandern sie ab. In diesem Fall profitiert jemand von dieser Abwanderung, während niemand darunter leidet.
„Brain Waste“ hingegen bedeutet, dass die Fähigkeiten einer Fachkraft im Einwanderungsland „verschwendet“ werden. Beispielsweise, wenn Hochschulabschlüsse oder Ausbildungen nicht anerkannt werden und die Spezialist:innen niedrigere Aufgaben übernehmen müssen. In diesem Fall ist es für alle Beteiligten ein Nachteil und sollte natürlich vermieden werden.
FAQs zum Thema
FAQs zum Thema:
1. Frage:
Was ist Brain Drain?
Antwort: Brain Drain bezieht sich auf die Abwanderung hochqualifizierter oder talentierter Personen aus ihrem Heimatland, oft auf der Suche nach besseren beruflichen oder wirtschaftlichen Möglichkeiten im Ausland.
2. Frage:
Welche Gründe führen zur Brain Drain?
Antwort: Die Gründe für Brain Drain können vielfältig sein, darunter bessere Arbeitsmöglichkeiten, höhere Gehälter, bessere Lebensqualität, politische Instabilität, mangelnde berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und Zugang zu fortschrittlicheren Bildungseinrichtungen.
3. Frage:
Welche Auswirkungen hat Brain Drain auf Herkunftsländer?
Antwort: Die Auswirkungen von Brain Drain können schwerwiegend sein, da es zu einem Verlust von Fachkräften und Talenten führt, was die wirtschaftliche Entwicklung behindern, den Bildungssektor schwächen und die soziale Struktur destabilisieren kann.
4. Frage:
Gibt es auch positive Aspekte von Brain Drain?
Antwort: Ja, einige argumentieren, dass Brain Drain eine Form des Wissensaustauschs und der globalen Vernetzung sein kann. Zuwanderer:innen können neue Fähigkeiten und Perspektiven mitbringen und sogar durch Remittances (Geldüberweisungen) zur wirtschaftlichen Entwicklung ihres Heimatlandes beitragen.
5. Frage:
Wie kann Brain Drain bekämpft werden?
Antwort: Um Brain Drain zu bekämpfen, könnten Herkunftsländer Anreize schaffen, um Fachkräfte zu halten, wie z.B. bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter, Investitionen in Bildung und Forschung, sowie die Schaffung eines förderlichen Umfelds für Innovation und Unternehmertum.
6. Frage:
Welche Rolle spielen Einwanderungsländer in Bezug auf Brain Drain?
Antwort: Einwanderungsländer profitieren oft von Brain Drain, da sie talentierte Fachkräfte anziehen können. Jedoch könnten sie auch Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Zuwanderung nicht zu einem erheblichen Verlust von Talenten in den Herkunftsländern führt, wie z.B. die Förderung von Rückkehr- oder Brain-Gain-Programmen.
Wir fassen zusammen
Brain Drain bedeutet also den Verlust von Talenten für Unternehmen, Branchen, Regionen oder Nationen. Oft liegt das an schlechten Arbeits- oder Lebensbedingungen im Heimatland bzw. im alten Job. Von dieser Abwanderung profitiert im Gegenzug meist jemand anderes. Man spricht dann von „Brain Gain“. Wirtschaft und Politik sind natürlich bemüht, dass ihr Land vom „Brain Gain“ profitiert und nicht unter Brain Drain leidet. Doch – gerade in einer globalisierten Gesellschaft – ist das Problem damit nicht gelöst, sondern nur verschoben.
Nachhaltiger ist es, die Arbeitsbedingungen in den entsprechenden Berufen zu verbessern und die bestehenden Fachkräfte in der Region zu halten.
Außerdem sollten die Phänomene „Brain Overflow“ – der Überfluss an qualifiziertem Personal – und „Brain Waste“ – die Verschwendung von Qualifikationen und Talenten von Einwander:innen – berücksichtigt werden.